Nachhaltige Geldanlagen – Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzbranche
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Ökologische und ethische Verantwortung ist auch in der Finanzbranche ein immer wichtigeres Thema. Ökologische Banken, Green Bonds und nachhaltige Fonds ermöglichen Anlegern die eigene Geldanlage mit gutem Gewissen. Gerade in Europa wird Nachhaltigkeit großgeschrieben: Im Global Green Finance Index landen neun europäische Städte in der Top 10 der nachhaltigsten Finanzzentren der Welt.1
Maßnahmen gegen den globalen Klimawandel und die Luftverschmutzung stehen auf der politischen Agenda ganz weit oben. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen zu können, müssen Investitionen in Milliardenhöhe getätigt werden. Neue Reformen sollen her, um grüne und nachhaltige Investments attraktiver zu machen. Im Moment scheint die Wirtschaft der Politik sogar einen Schritt voraus zu sein. Viele Banken, Großanleger und Investoren achten bereits auf nachhaltige Arbeit. Und auch Versicherer holen auf. Großunternehmen wie die Allianz ziehen sich aus dem Kohlegeschäft zurück und verkaufen schrittweise ihre Aktienanteile. Andere Versicherer spenden Teile der Prämieneinnahmen an gemeinnützige Organisationen oder engagieren sich in nachhaltigen und sozialen Projekten.
Viele private Anleger entscheiden sich bewusst dagegen, Unternehmen mit fragwürdigen sozialen oder ökologischen Hintergründen mitzufinanzieren. Schlechte Arbeitsbedingungen, minimale Löhne in der Produktion oder mangelnder Umweltschutz: Wer sich auch beim Thema Geldanlage klar gegen die Ausbeutung von Menschen und Umwelt stellen möchte, schaut genau hin, in welche Unternehmen oder Anleihen er investieren will.
Der globale Markt für Green Finance ist in den letzten zwei Jahrzehnten überdurchschnittlich gewachsen – und weist auch weiterhin eine rasante Entwicklung auf. Für Finanzexperten sind Nachhaltigkeit, Green Bonds und Co in der Branche längst kein Nischenthema mehr, sondern ein profitabler und attraktiver Sektor. In Luxemburg gibt es bereits seit 2016 eine Börse, an der ausschließlich grüne Anlagen gehandelt werden, den Luxembourg Green Exchange. Allein in Europa wurden im vergangenen Jahr 117 Milliarden Euro als Green Bonds ausgegeben, mit Frankreich, Deutschland und den Niederlanden auf den Top 3 Plätzen.2
Was sind nachhaltige Geldanlagen?
Ob Wertpapiere, Aktien, Fonds oder Versicherungen: Zu "Green Finance" gehören alle Geldanlagen, die gezielt in Unternehmen oder Projekte investieren, die nachhaltig der Umwelt und der Gesellschaft zugutekommen. Die Idee ist, durch gezielte Investments nachhaltigen Unternehmen und Projekten eine einfache und günstige Finanzierung zu bieten. Dazu zählen beispielsweise Unternehmen, die energieeffiziente Technologien entwickeln, Umweltschutzorganisationen oder auch der Green Climate Fund. Dieser wurde im Rahmen des Pariser Klimaabkommens eingerichtet und hilft Entwicklungsländern dabei, ihre Treibhausgasemissionen zu senken und die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen.
Grüne Fonds und ETFs investieren ausschließlich in Aktien von Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften. Aktien aus bestimmten Branchen wie Atomkraft oder Waffen werden von vornherein ausgeschlossen, genauso wie Unternehmen, die nicht unter ethischen Grundsätzen arbeiten und beispielsweise Kinderarbeit zulassen. Wie streng die Auswahl der Aktien erfolgt, variiert dabei je nach Fonds. Einige der Fonds wählen nur die besten und nachhaltigsten Unternehmen je Branche aus (Best-in-Class-Ansatz).
Einheitliche Kriterien für nachhaltige Anlagen gibt es allerdings nicht. Häufig wird mit den sogenannten ESG-Kriterien gearbeitet:
- Umwelt (Environment), z.B. umweltfreundliche Produktion, geringe Emissionen oder Investition in erneuerbare Energien.
- Soziales (Social), z.B. Arbeitssicherheit, Arbeitsrechte oder faire Arbeitsbedingungen und Löhne.
- Gute Unternehmensführung (Governance), z.B. Transparenz, Maßnahmen gegen Korruption oder der Umgang mit Nachhaltigkeitsmanagement und -zielen.
Was sind Green Bonds?
Auch Green Bonds, also „Grüne Anleihen“, werden immer beliebter. Mithilfe von Anleihen erzielen Unternehmen zusätzliche Liquidität und verpflichten sich zu jährlichen Zinszahlungen sowie der Rückzahlung des Betrags am Ende der Laufzeit. Als Anleger kann man in Green Bonds investieren, um mit seiner Geldanlage etwas für die Umwelt und das Klima zu tun. Die Erlöse der Anleihen fließen nämlich in die Finanzierung von umweltfreundlichen Projekten. Das können zum Beispiel Windräder oder Solaranlagen sein.
Green Bonds verwirklichen vor allem nachhaltige Projekte von öffentlichen Förderbanken, seit einigen Jahren aber auch von privaten Unternehmen. Sogar grüne Bundesanleihen sollen bald von der deutschen Regierung ermöglicht werden.
Wie für andere nachhaltige Geldanlagen gibt es auch für Green Bonds keine verpflichtenden, einheitlichen Standards oder Nachhaltigkeitskriterien für den Emittenten, also den Herausgeber der grünen Anleihen. Als freiwillige Richtlinie für Emittenten gibt es die Green Bond Principles, die unter anderem Bestimmungen zur Verwendung der Erlöse und zum Reporting enthalten. Die Climate Bond Initiative, eine gemeinnützige internationale Initiative, hat sich zum Ziel gesetzt, den Green Bond Markt zu fördern und auszubauen. Durch einheitliche Leitlinien sollen die Standardisierung und Transparenz von Green Bonds ermöglicht werden.
Gründe für nachhaltige Geldanlagen
Die Vorteile von nachhaltigen Investments liegen auf der Hand: Wer sein Geld in nachhaltige Geldanlagen und Green Bonds investiert, tut nebenbei etwas Gutes für die Umwelt und die Gesellschaft. So kann man sicher sein, dass das eigene Geld nicht in die Waffenproduktion fließt oder Kohlekraftwerke und die Abholzung von Regenwäldern finanziert. Grüne Geldanlagen haben dabei weder ein höheres Risiko, noch erwirtschaften sie weniger Rendite als klassische Anlagen. Wer sein Geld gerne zukunftsorientiert und nachhaltig investieren möchten, ist mit grünen Anleihen und Aktienfonds also gut beraten.
Welcher nachhaltige Fonds eignet sich am besten?
Bei der Auswahl der passenden Geldanlage sollte man sich genau anschauen, wie transparent und nach welchen Kriterien die verschiedenen nachhaltigen Fonds zusammengesetzt sind. Eine gute Orientierung, wie nachhaltig die Aktienfonds arbeiten, bieten die ESG-Kriterien. Außerdem ist eine breite Streuung zur Risikoreduktion empfehlenswert. Das gelingt zum Beispiel durch mehrere oder besonders breit aufgestellte Aktienfonds. Auch über das Investment in einen nachhaltigen ETF kann man nachdenken, zum Beispiel auf den MSCI World SRI. SRI steht dabei für Socially Responsible Index. ETFs punkten mit geringen Kosten bei gleichzeitig guter Rendite.
Kein Markt ohne Herausforderungen
Experten schätzen das Gewinnpotenzial einer grünen Wirtschaft auf mehrere Trillionen Dollar. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg: Momentan sind lediglich fünf bis zehn Prozent aller Bankgeschäfte nachhaltig. Vor allem der Mangel an Kontrolle und Transparenz der nachhaltigen Finanzprodukte und Anleihen wird kritisiert. Oft ist für den Verbraucher unklar, wie Nachhaltigkeit definiert wird und wie die Anleihen oder Fonds tatsächlich zum Klimaschutz beitragen. Schon 2016 bemängelte die von der G20 ins Leben gerufene Green Finance Study Group (GFSG) neben zu kurzfristigen Laufzeiten von nachhaltigen Finanzierungen und Intransparenz vor allem eine fehlende eindeutige Definition von "Green Finance".
Der Ausschluss von Kinderarbeit und Gentechnik geht den meisten Investoren nicht weit genug. Hat ein Aktienfonds jedoch zu viele Ausschlusskriterien, ist er anfälliger für Kursrisiken. Themenfonds, beispielsweise für erneuerbare Energien, versprechen eine höhere Sicherheit bei guter Rendite, können jedoch auch Probleme bekommen, wenn sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern.
Trotz hohem Potenzial sind einige Fragen also immer noch ungeklärt. Experten gehen dennoch davon aus, dass die Nachfrage nach ökologischen, nachhaltigen Geldanlagen und Green Bonds in Zukunft weiter steigen wird. Wer sein Geld nachhaltig investieren möchte, findet schon jetzt ein breites Angebot an Investmentfonds, ETFs und grünen Anleihen, sollte sich vorab aber gut informieren oder kompetent beraten lassen.