Selbstständigkeit: Das musst du über Krankenversicherung und Co. wissen
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- Immer mehr Menschen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. Im ersten Quartal 2023 sind 25,5 Millionen Menschen in der EU selbstständig gewesen.
- Sich selbstständig zu machen, hat einige Vorteile. Mehr Freiheiten, Selbstbestimmung und die Chance auf höheres Einkommen sind dabei ausschlaggebend.
- Um Risiken vorzubeugen, können passende Versicherungen dich und deine Existenz absichern.
- Die Krankenversicherung und eine private Altersvorsorge sind unverzichtbar, wenn du dich selbstständig machen willst.
Das eigene Hobby zum Beruf machen – davon träumen viele. Wenn du dich selbstständig machst, kannst du diesem Traum ein Stück näherkommen. Aber was passiert mit deiner gesetzlichen Krankenversicherung oder Rentenversicherung? Welche neuen Absicherungen brauchst du? Wir zeigen dir, wie du dich für das Abenteuer Unternehmertum richtig absicherst und vorsorgen kannst.
Sich selbstständig zu machen, wird immer beliebter. Ob eine Idee für ein neues nützliches Produkt zu entwickeln, als Freelancerin oder Freelancer im Online-Bereich zu arbeiten oder endlich einen eigenen Laden für Spezialitäten in der Heimatstadt zu eröffnen: Die Möglichkeiten sind grenzenlos.
Selbstständige in Europa
Der Schritt zur eigenen Unternehmensgründung ist kein leichter. Trotzdem wollen immer mehr Menschen diesen Schritt gehen und eigenständig für sich selbst arbeiten. Aber was versteckt sich genau hinter dem Begriff?
Und wie viele sind es momentan? Eine Erhebung vom Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) zeigt, dass im ersten Quartal 2023 25,5 Millionen Menschen in der EU selbstständig gewesen sind. Die Zahl der Selbstständigen unterscheidet sich dabei von Land zu Land stark. Die meisten gibt es in Italien. Dort sind circa 4,3 Millionen Menschen selbstständig. In Frankreich, Polen und Deutschland sind es dagegen jeweils rund 3 Millionen. In Griechenland sind es eine Millionen und in Kroatien etwa 200.000 Menschen. Doch was macht das Unternehmertum reizvoll?
Die Vorzüge des Unternehmertums
Es gibt unterschiedliche Gründe, die für eine Selbstständigkeit sprechen. Die häufigsten sind vor allem diese fünf Vorteile:
- Selbstbestimmung: Du hast deine eigene Zukunft selbst in der Hand und hast keine Vorgesetzten, die dir Aufgaben und Dinge vorschreiben.
- Spaß: Für gewöhnlich machst du dich in einem Bereich selbstständig, für den du brennst. Wenn du dein Hobby zum Beruf machst, fühlt es sich weniger nach Arbeit an. Du hast eine sinnvolle Aufgabe oder sogar deine Berufung gefunden.
- Freiheit: Du kannst deine Zeit frei und flexibeleinteilen ohne vertraglich festgelegte Arbeitszeiten. Du bist schließlich deine eigene Chefin bzw. dein eigener Chef. Außerdem kannst du arbeiten, wo du möchtest. Ob im Homeoffice, im Coworking Space oder im Café im Ausland – deiner Fantasie sind fast keine Grenzen gesetzt.
- Geld: Du kannst mehr Geld verdienen und es selbst beeinflussen. Arbeitest du mehr, kannst du entsprechend auch mehr verdienen.
- Entwicklung: Du kannst deine Grenzen austesten und dich sowie dein Geschäft immer weiterentwickeln. Hast du eigene Mitarbeitende, übernimmst du zudem zusätzliche Verantwortung und lernst ständig dazu.
Die häufigsten Branchen für die Selbstständigkeit
Immer mehr Menschen machen sich selbstständig – das steht fest. Doch was sind attraktive Branchen für die eigene berufliche Unabhängigkeit? Laut einer Statistik des Deutschen Startup Monitor (DSM) sind 2020 Startups besonders in vier Branchen beliebt und vertreten:
- Informations- & Kommunikationstechnologie: 30,2 %
- Ernährung & Nahrungsmittel bzw. Konsumgüter: 10,6 %
- Medizin & Gesundheitswesen: 8,5 %
- Automobile, Logistik oder Verkehr: 6,7 %
Selbstständigkeit und Versicherungen
Erkennst du dich in einer Branche wieder oder hast du bereits eine feste Idee? Selbstständig zu sein hat nicht nur Vorteile. Entscheidest du dich für den Schritt der Unabhängigkeit, gehst du damit automatisch einige Risiken ein. Da du nun für dein Einkommen selbst verantwortlich bist, ist deine Arbeitskraft essenziell für deinen Erfolg – und somit auch für dein Geschäft. Was passiert, wenn du plötzlich krank wirst? In solchen Situationen ist eine Krankenversicherung für dich da. Doch Krankenversicherung ist nicht gleich Krankenversicherung – besonders für Selbstständige. Wir erklären dir die wichtigsten Unterschiede zwischen der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung.
Die passende Krankenversicherung für dein Unternehmertum
Eine Krankenversicherung zu haben ist in Deutschland ein Muss – das schreibt die Versicherungspflicht vor. Willst du dich in Deutschland selbstständig machen, musst du dich auch krankenversichern. Du kannst allerdings wählen. Möchtest du in der gesetzlichen Krankenversicherung bleiben oder wechselst du in die private?
Ab einem bestimmten Einkommen kannst du freiwillig aus der gesetzlichen Krankenversicherung ausscheiden – du musst allerdings nicht. Du kannst somit freiwillig in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen. Anders als bei Angestellten übernimmst du die gesamte Höhe der Beiträge. Bei einem normalen Angestelltenverhältnis zahlt das Unternehmen die Hälfte der Beiträge für die Krankenversicherung. Doch welche ist besser?
Eine Kombination aus beiden Versicherungen bieten private Krankenzusatzversicherungen. Sie sind für gesetzlich Versicherte interessant, die zusätzliche Leistungen in Anspruch nehmen wollen. Deine Absicherung kannst du beispielsweise durch Zahnzusatzversicherungen oder Auslandskrankenversicherungen aufbessern.
Unser Tipp: Wäge die einzelnen Vor- und Nachteile beider Krankenversicherungen gut ab. Entscheidest du dich für die private Krankenversicherung, kannst du nur unter bestimmten Voraussetzungen zurück in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln.
Nützliche Versicherungen für Selbstständige
Zusätzlich zur Krankenversicherung gibt es weitere Absicherungen, die für deinen neuen beruflichen Weg nützlich sind. Mit ihnen kannst du einige Risiken des Unternehmertums reduzieren und absichern.
- Berufshaftpflichtversicherung: Wenn durch deine berufliche Tätigkeit Dritte verletzt werden oder zu Schaden kommen, entstehen in der Regel hohe Schadenersatzforderungen. Diese können im schlimmsten Fall deine Existenz gefährden. Eine Berufshaftpflichtversicherung schützt dich im Schadensfall vor den finanziellen Folgen und zahlt die Forderungen.
- Rechtsschutzversicherung: Ein Rechtsstreit und die damit verbundenen Gerichts- und Anwaltskosten können schnell auf das eigene Budget schlagen.Damit du nicht auf den Kosten sitzen bleibst, ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll. Sie hilft dir bei einem Rechtsstreit.
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Deine Arbeitskraft ist dein wertvollstes Gut. Kannst du durch einen plötzlichen Unfall oder eine schwere Krankheit nicht arbeiten, hast du kein Einkommen mehr. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt dir in solchen Situationen eine monatliche Rente
So kannst du finanziell vorsorgen
Mit den passenden Versicherungen sicherst du dich, deine Arbeitskraft und dein Geschäft gut ab. Doch was ist mit deiner finanziellen Absicherung? Die finanzielle Vorsorge ist für alle wichtig – auch für Selbstständige.
Wenn du dich selbstständig machst, bist du in der Regel von der gesetzlichen Rentenversicherung befreit. Die einzige Ausnahme: Machst du dich zum Beispiel im Handwerk, in der Pflege oder als Künstlerin oder Künstler selbstständig, musst du in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Du zählst dann zu den pflichtversicherten Selbstständigen.
Willst du trotzdem in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, kannst du dich auf Antrag freiwillig versichern. Du hast dann Ansprüche auf die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung – ob diese allerdings für deine Rente reichen, ist fraglich. Und Achtung: Die Beiträge und Steuern zahlst du allein. Festangestellte teilen sich diese mit ihrem Unternehmen.
Gut zu wissen: Bist du selbstständig und hast ein hohes Einkommen, kannst du von der Basisrente profitieren. Sie wurde dazu geschaffen, Selbstständigen eine sichere Altersvorsorge zu geben. Du zahlst regelmäßig Geld ein und kannst dir später eine Rente davon auszahlen lassen. Der Vorteil: Seit dem 1. Januar 2023 sind die Beiträge zur Basisrente bis zum Höchstbetrag (26.528 € für Ledige bzw. 53.056 € für Paare) zu 100 % von der Steuer absetzbar. Der Nachteil: Eine Kündigung ist nicht möglich und du kannst deinen Vertrag weder vererben noch übertragen.
Die private Rentenversicherung
Die gesetzliche Rente allein reicht nicht mehr für den wohlverdienten Ruhestand aus. Der demografische Wandel in Europa bewirkt, dass immer weniger Menschen in die Rentenkasse einzahlen. Wird weniger eingezahlt, kommt auch entsprechend weniger raus. Mit einer privaten Altersvorsorge kannst du jedoch aktiv für dich vorsorgen.
Vier Tipps für deine Altersvorsorge in der Selbstständigkeit
Bei deiner privaten Altersvorsorge kannst du frei entscheiden und wählen. Den Überblick dabei zu bewahren ist nicht immer leicht. Mit diesen vier Tipps kannst du den ersten Schritt in die richtige Richtung machen:
1. Umsatz geht vor Altersvorsorge
Ein konstantes Einkommen ist wichtig, um für das Alter vorzusorgen. Die Voraussetzung dafür ist, dass du genug Geld übrighast, um es zurückzulegen. Ein regelmäßiges Einkommen bildet die Basis für deine Altersvorsorge.
2. Alle existenzdrohenden Risiken absichern
Deine Arbeitskraft ist dein wertvollstes Kapital. Fällt sie weg, fällt automatisch dein Einkommen weg – die Rechnungen müssen trotzdem bezahlt werden. Sichere daher alle Risiken ab, die deine Existenz bedrohen können.
3. Erst Schulden zurückzahlen, dann Rücklagen bilden
Hast du einen Gründungskredit genommen? Bevor du damit anfängst finanzielle Rücklagen für deine Rente zu bilden, solltest du deine Schulden abbezahlen.
4. Eine flexible Altersvorsorge haben
Mit einer flexiblen Altersvorsorge kannst du auf Unvorhergesehenes besser reagieren. In guten Zeiten kannst du mehr einzahlen, in schlechten weniger. Achte allerdings darauf, dass sie dadurch nicht zu teuer wird.