Selbstständigkeit: Das musst du über Krankenversicherung und Co. wissen

|

Junge Frau telefoniert im Stehen - Selbstständig sein
Das Wichtigste zum Thema Versicherungen für die Selbständigkeit

Lesezeit: ca. 6 Minuten

  • Immer mehr Menschen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. Im ersten Quartal 2023 sind 25,5 Millionen Menschen in der EU selbstständig gewesen.
  • Sich selbstständig zu machen, hat einige Vorteile. Mehr Freiheiten, Selbstbestimmung und die Chance auf höheres Einkommen sind dabei ausschlaggebend.
  • Um Risiken vorzubeugen, können passende Versicherungen dich und deine Existenz absichern.
  • Die Krankenversicherung und eine private Altersvorsorge sind unverzichtbar, wenn du dich selbstständig machen willst.

Das eigene Hobby zum Beruf machen  – davon träumen viele. Wenn du dich selbstständig machst, kannst du diesem Traum ein Stück näherkommen. Aber was passiert mit deiner gesetzlichen Krankenversicherung oder Rentenversicherung? Welche neuen Absicherungen brauchst du? Wir zeigen dir, wie du dich für das Abenteuer Unternehmertum richtig absicherst und vorsorgen kannst.

Sich selbstständig zu machen, wird immer beliebter. Ob eine Idee für ein neues nützliches  Produkt zu entwickeln, als Freelancerin oder Freelancer im Online-Bereich zu arbeiten oder endlich einen eigenen Laden für Spezialitäten in der Heimatstadt zu eröffnen: Die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Selbstständige in Europa

Der Schritt zur eigenen Unternehmensgründung ist kein leichter. Trotzdem wollen immer mehr Menschen diesen Schritt gehen und eigenständig für sich selbst arbeiten. Aber was versteckt sich genau hinter dem Begriff?

Als selbstständig zählst du, wenn du ein Unternehmen oder einen Betrieb beziehungsweise Arbeitsstätte leitest oder freiberuflich tätig bist. In dem Fall hast du kein arbeitsrechtliches Verhältnis und kannst deine Arbeitszeit frei bestimmen. Mit dem Unternehmertum sind oftmals Steuern, Versicherungen, finanzielle Risiken und Bürokratie verbunden. 

Und wie viele sind es momentan? Eine Erhebung vom Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) zeigt, dass im ersten Quartal 2023 25,5 Millionen Menschen in der EU  selbstständig gewesen sind. Die Zahl der Selbstständigen unterscheidet sich dabei von Land zu Land stark. Die meisten gibt es in Italien. Dort sind circa 4,3 Millionen Menschen selbstständig. In Frankreich, Polen und Deutschland sind es dagegen jeweils rund 3 Millionen. In Griechenland sind es eine Millionen und in Kroatien etwa 200.000 Menschen. Doch was macht das Unternehmertum reizvoll?

Zwei Männer sitzen auf einer Couch mit Handy in der Hand - Private Krankenversicherung

Die Vorzüge des Unternehmertums

Es gibt unterschiedliche Gründe, die für eine Selbstständigkeit sprechen. Die häufigsten sind vor allem diese fünf Vorteile:

  1. Selbstbestimmung: Du hast deine eigene Zukunft selbst in der Hand und hast keine Vorgesetzten, die dir Aufgaben und Dinge vorschreiben.
  2. Spaß: Für gewöhnlich machst du dich in einem Bereich selbstständig, für den du brennst. Wenn du dein Hobby zum Beruf machst, fühlt es sich weniger nach Arbeit an. Du hast eine sinnvolle Aufgabe oder sogar deine Berufung gefunden.
  3. Freiheit: Du kannst deine Zeit frei und flexibeleinteilen ohne vertraglich festgelegte Arbeitszeiten. Du bist schließlich deine eigene Chefin bzw. dein eigener Chef. Außerdem kannst du arbeiten, wo du möchtest. Ob im Homeoffice, im Coworking Space oder im Café im Ausland – deiner Fantasie sind fast keine Grenzen gesetzt.
  4. Geld: Du kannst mehr Geld verdienen und es selbst beeinflussen. Arbeitest du mehr, kannst du entsprechend auch mehr verdienen.
  5. Entwicklung: Du kannst deine Grenzen austesten und dich sowie dein Geschäft immer weiterentwickeln. Hast du eigene Mitarbeitende, übernimmst du zudem zusätzliche Verantwortung und lernst ständig dazu.

Die häufigsten Branchen für die Selbstständigkeit

Immer mehr Menschen machen sich selbstständig – das steht fest. Doch was sind attraktive Branchen für die eigene berufliche Unabhängigkeit? Laut einer Statistik des Deutschen Startup Monitor (DSM) sind 2020 Startups besonders in vier Branchen beliebt und vertreten:

  • Informations- & Kommunikationstechnologie: 30,2 %
  • Ernährung & Nahrungsmittel bzw. Konsumgüter: 10,6 %
  • Medizin & Gesundheitswesen: 8,5 %
  • Automobile, Logistik oder Verkehr: 6,7 %

Selbstständigkeit und Versicherungen

Erkennst du dich in einer Branche wieder oder hast du bereits eine feste Idee? Selbstständig zu sein hat nicht nur Vorteile. Entscheidest du dich für den Schritt der Unabhängigkeit, gehst du damit automatisch einige Risiken ein. Da du nun für dein Einkommen selbst verantwortlich bist, ist deine Arbeitskraft essenziell für deinen Erfolg – und somit auch für dein Geschäft. Was passiert, wenn du plötzlich krank wirst? In solchen Situationen ist eine Krankenversicherung für dich da. Doch Krankenversicherung ist nicht gleich Krankenversicherung – besonders für Selbstständige. Wir erklären dir die wichtigsten Unterschiede zwischen der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung.

Die passende Krankenversicherung für dein Unternehmertum

Eine Krankenversicherung zu haben ist in Deutschland ein Muss – das schreibt die Versicherungspflicht vor. Willst du dich in Deutschland selbstständig machen, musst du dich auch krankenversichern. Du kannst allerdings wählen. Möchtest du in der gesetzlichen Krankenversicherung bleiben oder wechselst du in die private?

Ab einem bestimmten Einkommen kannst du freiwillig aus der gesetzlichen Krankenversicherung ausscheiden – du musst allerdings nicht. Du kannst somit freiwillig in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen. Anders als bei Angestellten übernimmst du die gesamte Höhe der Beiträge. Bei einem normalen Angestelltenverhältnis zahlt das Unternehmen die Hälfte der Beiträge für die Krankenversicherung. Doch welche ist besser?

Die gesetzliche Krankenversicherung

Die gesetzlichen Krankenkassen haben einen gesetzlich festgelegten Leistungskatalog. Du kannst dabei nicht genau entscheiden, was du versichern willst. Das hat jedoch einen entscheidenden Vorteil: Viele Leistungen sind bereits abgedeckt. Familienmitglieder kannst du zudem kostenfrei mitversichern. Der Beitrag richtet sich nach der Höhe deines monatlichen Einkommens. Da das bei Selbstständigen oft schwankt, musst du in der Regel deinen Einkommensbescheid vorlegen.

Die private Krankenversicherung

Hast du eine private Krankenversicherung, profitierst du oft von einer bevorzugten Behandlung, schnellen Termine und Einzelzimmern bei stationären Behandlungen. Du kannst zwischen verschiedenen Tarifen und Leistungen wählen – ähnlich wie bei einem Baukastensystem. Dein regelmäßiger Beitrag ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig:

  1. Deinen gewünschten Leistungen: Je mehr Leistungen du abdecken willst, desto höher wird dein Beitrag.
  2. Dein Alter: Je jünger du bist, desto günstiger ist dein Beitrag.
  3. Dein Gesundheitszustand: Mögliche Vorerkrankungen können deine Beitragshöhe beeinflussen.
  4. Deine berufliche Tätigkeit.

Eine Kombination aus beiden Versicherungen bieten private Krankenzusatzversicherungen. Sie sind für gesetzlich Versicherte interessant, die zusätzliche Leistungen in Anspruch nehmen wollen. Deine Absicherung kannst du beispielsweise durch Zahnzusatzversicherungen oder Auslandskrankenversicherungen aufbessern.

Unser Tipp: Wäge die einzelnen Vor- und Nachteile beider Krankenversicherungen gut ab. Entscheidest du dich für die private Krankenversicherung, kannst du nur unter bestimmten Voraussetzungen zurück in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln.

Nützliche Versicherungen für Selbstständige

Zusätzlich zur Krankenversicherung gibt es weitere Absicherungen, die für deinen neuen beruflichen Weg nützlich sind. Mit ihnen kannst du einige Risiken des Unternehmertums reduzieren und absichern.

  • Berufshaftpflichtversicherung: Wenn durch deine berufliche Tätigkeit Dritte verletzt werden oder zu Schaden kommen, entstehen in der Regel hohe Schadenersatzforderungen. Diese können im schlimmsten Fall deine Existenz gefährden. Eine Berufshaftpflichtversicherung schützt dich im Schadensfall vor den finanziellen Folgen und zahlt die Forderungen.
  • Rechtsschutzversicherung: Ein Rechtsstreit und die damit verbundenen Gerichts- und Anwaltskosten können schnell auf das eigene Budget schlagen.Damit du nicht auf den Kosten sitzen bleibst, ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll. Sie hilft dir bei einem Rechtsstreit.
  • Berufsunfähigkeitsversicherung: Deine Arbeitskraft ist dein wertvollstes Gut. Kannst du durch einen plötzlichen Unfall oder eine schwere Krankheit nicht arbeiten, hast du kein Einkommen mehr. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt dir in solchen Situationen eine monatliche Rente

So kannst du finanziell vorsorgen

Mit den passenden Versicherungen sicherst du dich, deine Arbeitskraft und dein Geschäft gut ab. Doch was ist mit deiner finanziellen Absicherung? Die finanzielle Vorsorge ist für alle wichtig – auch für Selbstständige.

Wenn du dich selbstständig machst, bist du in der Regel von der gesetzlichen Rentenversicherung befreit. Die einzige Ausnahme: Machst du dich zum Beispiel im Handwerk, in der Pflege oder als Künstlerin oder Künstler selbstständig, musst du in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Du zählst dann zu den pflichtversicherten Selbstständigen.

Willst du trotzdem in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, kannst du dich auf Antrag freiwillig versichern. Du hast dann Ansprüche auf die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung – ob diese allerdings für deine Rente reichen, ist fraglich. Und Achtung: Die Beiträge und Steuern zahlst du allein. Festangestellte teilen sich diese mit ihrem Unternehmen.

Fotografin arbeitet am PC – Rentenversicherung planen

Gut zu wissen: Bist du selbstständig und hast ein hohes Einkommen, kannst du von der Basisrente profitieren. Sie wurde dazu geschaffen, Selbstständigen eine sichere Altersvorsorge zu geben. Du zahlst regelmäßig Geld ein und kannst dir später eine Rente davon auszahlen lassen. Der Vorteil: Seit dem 1. Januar 2023 sind die Beiträge zur Basisrente bis zum Höchstbetrag (26.528 € für Ledige bzw. 53.056 € für Paare) zu 100 % von der Steuer absetzbar. Der Nachteil: Eine Kündigung ist nicht möglich und du kannst deinen Vertrag weder vererben noch übertragen.

Die private Rentenversicherung

Die gesetzliche Rente allein reicht nicht mehr für den wohlverdienten Ruhestand aus. Der demografische Wandel in Europa bewirkt, dass immer weniger Menschen in die Rentenkasse einzahlen. Wird weniger eingezahlt, kommt auch entsprechend weniger raus. Mit einer privaten Altersvorsorge kannst du jedoch aktiv für dich vorsorgen.

Eine Möglichkeit ist die fondsgebundene Rentenversicherung. Wie der Name schon sagt, werden deine regelmäßigen Beiträge in Fonds oder Aktien investiert. Im Vergleich zur gesetzlichen Rentenversicherung kannst du dir deine Rente auf einmal oder monatlich auszahlen lassen. Je früher du anfängst, desto kleiner sind deine monatlichen Raten. Langfristig kannst du somit vom Zinseszinseffekt profitieren. Dabei bekommst du für dein angelegtes Kapital Zinsen, die wiederum dein Kapital erhöhen. Auf dein wachsendes Kapital bekommst du dann höhere Zinsen.

Mit einer privaten Rentenversicherung profitierst du einerseits von hohen Renditen und andererseits von einer größtmöglichen Flexibilität. Du kannst sie nach einer vorgegebenen Mindestlaufzeit jederzeit kündigen und auszahlen lassen. Je länger du einzahlst, desto größer ist deine Rente am Ende.

Vier Tipps für deine Altersvorsorge in der Selbstständigkeit

Bei deiner privaten Altersvorsorge kannst du frei entscheiden und wählen. Den Überblick dabei zu bewahren ist nicht immer leicht. Mit diesen vier Tipps kannst du den ersten Schritt in die richtige Richtung machen:

1. Umsatz geht vor Altersvorsorge

Ein konstantes Einkommen ist wichtig, um für das Alter vorzusorgen. Die Voraussetzung dafür ist, dass du genug Geld übrighast, um es zurückzulegen. Ein regelmäßiges Einkommen bildet die Basis für deine Altersvorsorge.

2. Alle existenzdrohenden Risiken absichern

Deine Arbeitskraft ist dein wertvollstes Kapital. Fällt sie weg, fällt automatisch dein Einkommen weg – die Rechnungen müssen trotzdem bezahlt werden. Sichere daher alle Risiken ab, die deine Existenz bedrohen können.

3. Erst Schulden zurückzahlen, dann Rücklagen bilden

Hast du einen Gründungskredit genommen? Bevor du damit anfängst finanzielle Rücklagen für deine Rente zu bilden, solltest du deine Schulden abbezahlen.

4. Eine flexible Altersvorsorge haben

Mit einer flexiblen Altersvorsorge kannst du auf Unvorhergesehenes besser reagieren. In guten Zeiten kannst du mehr einzahlen, in schlechten weniger. Achte allerdings darauf, dass sie dadurch nicht zu teuer wird.

Du willst dich mit deiner Idee selbstständig machen?

Lass dich von unseren Finanzexpertinnen und Finanzexperten zu dem Thema Versicherungen für Selbstständige beraten.

Entdecke weitere spannende Beiträge:

Frau mit einer Prothese am Arm - Berufsunfähigkeitsversicherung

| OVB Vermögensberatung AG

Die Berufsunfähigkeitsversicherung: Wie du deine Arbeitskraft schützt

Was machst du, wenn du von heute auf morgen nicht mehr arbeiten kannst? Es kann schnell passieren – ein plötzlicher Unfall oder eine Krankheit und du kannst deinen Beruf nicht mehr ausüben. Vor den finanziellen Verlusten kannst du dich mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung schützen. Wir zeigen dir, was eine BU-Versicherung beinhaltet und wann sie sich für dich lohnt.

Rentner mit leerem Portemonnaie - Altersvorsorge

| OVB Vermögensberatung AG

7 Fehler bei der Altersvorsorge: Richtig finanziell absichern

Mittlerweile ist vielen Menschen bewusst, dass die gesetzliche Rente nicht mehr ausreicht, um sorgenfrei und entspannt alt zu werden. Der demografische Wandel und eine immer älter werdende Bevölkerung lassen das System bröckeln. Eine private Vorsorge ist nun umso wichtiger. Doch hierbei können dir schnell ein paar Fehler unterlaufen. Welche Fehler du dabei vermeiden solltest und wie du für dich finanziell vorsorgen kannst, erfährst du hier.