Wenig Transparenz bei der Bonitätsprüfung – Was beeinflusst meine Schufa?
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„Habe ich etwa einen Schufa-Eintrag?“ Diese Frage stellen sich viele bei einem Umzug, einem Autokauf oder einer Kreditanfrage. Die Antwort lautet: vermutlich ja. Und obwohl ein Eintrag prinzipiell nichts Negatives bedeuten muss, ranken sich viele Gerüchte um die Schufa. Das liegt vor allem an der mangelnden Transparenz der Auskunftei. Was den Score auf welche Weise beeinflusst, bleibt nämlich Unternehmensgeheimnis.
Als führende Auskunftei in Deutschland verfügt die Schufa über Daten von fast allen Bundesbürgern. Ein Eintrag entsteht beispielsweise schon, wenn ein Girokonto eröffnet wird. Ab diesem Zeitpunkt sammelt die Schufa alle möglichen Informationen über das Zahlungsverhalten einer Person, also Angaben zu Bankkonten, Kreditkarten, Leasingverträgen, Mobilfunkverträgen, Kundenkonten bei Versandhäusern, Ratenzahlungen, Finanzierungen, Krediten und Bürgschaften.
Was sind der Basis- und Branchenscore?
Die Schufa sammelt all diese Daten, um den sogenannten Basisscore zu ermitteln. Dieser liegt zwischen 0 und 100 und beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Person ihren Zahlungsverpflichtungen ordnungsgemäß nachkommt. Je höher der Score, desto höher die Kreditwürdigkeit. Den „perfekten Score“ erreicht allerdings niemand. Irgendetwas könnte immer dazwischen kommen – zum Beispiel ein plötzlicher Todesfall. Der Basisscore wird nicht an Unternehmen weitergegeben, sondern dient nur der eigenen Auskunft. Stattdessen berechnet die Schufa für Unternehmen wie Banken, Sparkassen oder Kreditinstitute aber auch Handel, Versand- und Onlinehandel oder Versicherungen den sogenannten Branchenscore. Dieser kann je nach Branche unterschiedlich ausfallen. Denn wenn jemand der Rechnung eines Online-Shops termingerecht nachkommt heißt das noch lange nicht, dass die Person auch einen Kredit zur Finanzierung eines Hauses zurückzuzahlen könnte.
Wie berechnet sich der Score?
Details über die Formel zur Berechnung des Scores gibt die Schufa nicht preis. Gesammelte Daten sollen allerdings in einer bestimmen Abhängigkeit zueinander stehen. Ein Beispiel: Besitzt man ein Girokonto, wirkt sich dies positiv auf den Score aus – es bedeutet im Prinzip, dass die Bank einem vertraut. Mehrere Girokonten hingegen können einen negativen Effekt haben, da die Gefahr besteht, gleich mehrere Konten zu überziehen. Das gleiche gilt für Kreditkarten.
Beantragt man eine Selbstauskunft bei der Schufa, fließt dies nicht in den Score ein. Kommt der Antrag auf Auskunft im Rahmen einer Kreditanfrage wiederrum von einer Bank, sieht die Sache schon anders aus. Zum Beispiel, wenn man mehrere Kreditanfragen bei verschiedenen Banken stellt. Möchte man Angebote vergleichen, sollte man deswegen auf jeden Fall eine „Kreditkonditionenanfrage“ stellen, die die Schufa nicht beeinflusst. Zu viele laufende Kredite werden ebenfalls als Negativmerkmal bewertet. Dazu gehören auch kleine Kredite, wie ein Kauf auf Raten oder eine Nullprozent-Finanzierung bei einem Elektrohändler oder Möbelhaus. Hier sollte man also besonders aufpassen. Wie viele Kredite „zu viel“ sind, bleibt unklar. In jedem Fall wirken von der Bank gekündigte Kredite, Inkassoverfahren und eine Privatinsolvenz negativ auf die Bonität.
Aber nicht jede unbezahlte Rechnung führt sofort zu einem negativen Eintrag. Erst nach dem Eingehen mehrerer Mahnungen und der Einleitung eines gerichtlichen Mahnverfahrens wird die Schufa informiert. Das muss der Vertragspartner dem Kunden jedoch eindeutig mitteilen, um ihm die Chance auf Einspruch zu ermöglichen. Etwas kurios: Wer häufig den Wohnort wechselt, gilt aus Sicht der Gläubiger als schwer auffindbar. Auch das wirkt sich vermeintlich negativ auf den Score aus. Andere Geo-Daten, beispielsweise ob man in einem sozialen Brennpunkt oder einer wohlhabenden Gegend wohnt, sind nur dann relevant, wenn der Schufa keine weiteren Informationen vorliegen. Das ist nur äußerst selten der Fall.
Keinen Einfluss haben Nationalität, Einkommen, Familienstand und Vermögensverhältnisse. Diese Daten werden erst gar nicht gespeichert. Genau wie Informationen aus sozialen Netzwerken.
Was passiert mit den Daten?
Beantragt man einen Kredit oder schließt einen Kauf auf Rechnung ab, enthält der Vertrag in der Regel eine Schufa-Klausel. Man gibt dem Unternehmen damit die Erlaubnis, eine Schufa-Auskunft zu beantragen. A-Vertragspartner der Schufa, wie Banken und Kreditunternehmen, erhalten uneingeschränkt Informationen darüber, welche positiven und negativen Einträge vorliegen. B-Vertragspartner, wie zum Beispiel Mobilfunkanbieter, erhalten dagegen nur Auskünfte darüber, ob Negativmerkmale vorliegen. Zum Teil verlangen auch Vermieter und Arbeitgeber nach einer Schufa-Auskunft. Dafür bietet die Schufa die Bonitätsauskunft an. Die kann man sich für knapp 30 Euro bequem online bestellen. Eine Selbstauskunft kann einmal im Jahr kostenfrei beantragt werden. Um seine Daten zu schützen, sollte man diese aber nicht an den Vermieter weitergegeben. Sie enthält viel mehr Informationen als nötig.
Generell gilt: Wer seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommt, hat auch einen positiven Score. Das ist bei über 90 Prozent der Deutschen der Fall. In der Vergangenheit machte die Schufa allerdings Schlagzeilen wegen fehlerhafter Daten. Unter anderem wurden längst abgezahlte Kredite und Bürgschaften nicht aus der Akte gelöscht. Deswegen ist es auf jeden Fall sinnvoll die Daten, die die Schufa gespeichert hat, hin und wieder mal zu überprüfen und bei Fehlern rechtzeitig eine Änderung beantragen.